© Arnaud Ele
„In her playing […] every phrase is invested with deep thought and grave authority“ – Michael Church, Musics Lost and Found (2021)
Elshan Ghasimi (*1981 in Isfahan, Iran) ist Virtuosin der persischen Langhalslaute Tar und Setar und der klassischen persischen Kunstmusik, Komponistin, Performance-Künstlerin und Pädagogin. Sie arbeitet in Begegnungsräumen von Tradition und Moderne, West und Ost, Musik und anderen Kunstformen. Sprache, Musik, Körperlichkeit und dramatischer Ausdruck als Teil eines kulturellen Ganzen bilden die Grundlage ihres Schaffens, das sich auch den bildenden Künsten öffnet – wie in ihrem Alben-, Konzert- und Ausstellungszyklus Elies Miniatures, in dem sie nachgelassene Objekte musikalisch erfahrbar macht.
Ghasimis Zugang ist wesentlich durch die Tradition und Praxis des Radif geprägt, dem Repertoire der klassischen persischen Musik, das durch jahrelange Vertiefung und Verinnerlichung vermittelt wird. Sie interpretiert dieses Repertoire als erste Person seit vielen Jahrzehnten und als erste weibliche Musikerin überhaupt in einem groß dimensionierten Projekt neu.
Ihre musikalische Ausbildung begann im Alter von neun Jahren bei Majid Vasefi und Reza Vohdani, bevor sie ihre Studien am Teheraner Konservatorium für Musik bei Fariborz Azizi fortsetzte. Sie verfeinerte ihr Können weiter unter der Anleitung der renommierten Meister Houshang Zarif und Hossein Alizadeh. Mit 17 Jahren wurde sie das jüngste Mitglied des Iranian National Orchestra unter der Leitung von Farhad Fakhreddini, während sie ihre Studien an der Teheran University of Arts and Architecture fortsetzte. Während ihres Studiums vertiefte Ghasimi ihr Wissen über iranische Philosophie, Literatur und Poesie, den Radif, Improvisation sowie das Tar-Spiel bei Meistern wie Mohammad Reza Lotfi, Dariush Pirniakan und Dariush Talai. Die zweisprachig mit Farsi und Aserbaidschanisch aufgewachsene Musikerin ergänzte in Baku ihre Ausbildung um ein Studium der kaukasischen Tar und des Mugham, dem Repertoire der klassischen aserbaidschanischen Musik.
Seit 2016 lebt sie in Deutschland, wo sie als Solistin auftritt, komponiert und mit renommierten Ensembles wie Concerto Köln musiziert. Ihr Schaffen verbindet das persische musikalische Erbe mit verschiedenen Musikgenres, darunter zeitgenössische klassische Musik, Jazz, experimentelle Musik und Alte Musik.
© Stark & Shakupa
Die Reinterpretation des Radīf
Der Radīf (dt. Reihenfolge, Ordnung) ist das Repertoire der klassischen persischen Musik. Diese Sammlung von Melodien, die in zwölf modulare Systeme - die Dastgāhs und Avâz’ - gegliedert ist, wurde über Jahrtausende hinweg mündlich überliefert.
Der Fortbestand und die Lebendigkeit dieser Tradition hängt seit jeher wesentlich von ihrer Weitergabe von einer Generation zur nächsten ab. Seit den ersten Transkriptionen in westliche Notenschrift sowie den ersten Tonaufnahmen Mitte des 20. Jahrhunderts und verschärft durch die Revolution 1979 blieb eine tatsächliche Erneuerung des Repertoires jedoch aus.
Im Herbst 2022 (1401 im persischen Kalender) hat die iranische Komponistin und Virtuosin Elshan Ghasimi mit dem Dastgāh-e Shur das erste Kapitel ihrer Neuinterpretation des Radīf nach Mirza Abdollah im Bode-Museum in Berlin uraufgeführt. Seitdem teilt sie Ihre Reinterpretationen weltweit mit dem internationalen Publikum. Sie ist damit die erste weibliche Musikerin, die sich der systematischen Erneuerung dieser klassischen Tradition und Kulturerbes der Menschheit* widmet.
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© Georg Stirnweiß
* 2009 wurde der Radīf von der UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Elies Miniatures
Elies Miniatures ist der Name eines kollaborativen Langzeitprojektes und einer Reihe von Konzeptalben. In der 2018 begonnenen Serie verschmelzen Musik, bildende Kunst, Dichtung, Ausstellung und biographische Erzählung. Im Mittelpunkt der Unternehmung steht die poetisierende Erinnerung an Leben und Werk des 2016 verstorbenen Mystikers, Mathematikers und Poeten El Arbi Bouqdib.
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© Stefan Hähnel
Über Brücken und Grenzen
Für westliche Musikerinnen bleibt die außereuropäische Kunstmusik, die durch Notation nur unzureichend darstellbar ist, ein Buch mit vielen Siegeln. Dieses aufzuschlüsseln und eine Brücke von Ost nach West zu konstruieren, ist ein Herzensanliegen Ghasimis. Als Mittlerin und Didaktikerin zwischen persischer und europäischer Musikkultur sucht sie nach neuen Räumen und Konzepten gemeinsamer Kommunikation. Denn es mag Sie überraschen, auch westliche Instrumente können klassische persische Musik spielen.
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© Folkert Uhde
Music for Cologne in Dastgāh-e Shur
Für die Kölner Philharmonie im Wallraf-Richartz-Museum
SHAHNAMEH (DUO Ghasimi & Püschel)
Das Schahnameh (dt. „Buch der Könige“) ist eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur und erzählt die Geschichte sowie die Entstehung der persischsprachigen Welt. Das Duo Elshan Ghasimi & Philipp Püschel bringt dieses Epos in die Gegenwart und verbindet dabei Jazz, freie Improvisation auf Tar und Trompete, Live-Elektronik sowie rezitierenden Gesang zu einem musikalischen Austausch, der die Jahrtausende und Kulturen miteinander vereint.
Ausgehend vom Radif, der klassischen persischen Kunstmusik, und inspiriert von den Texten des Autors Abū ʾl-Qāsim Firdausī (940–1020), nähert sich das Duo der östlichen Tradition aus einer zeitgenössischen Perspektive und verwebt diese mit heutigen musikalischen Ausdrucksformen.
© Madeleine Brunnmeier
© 2025 Elshan Ghasimi. Alle Rechte vorbehalten.
Kontakt:
contact@elshanghasimi.com
Site-Info
Gestaltung & Realisierung
Masoud Morgan
© Arnaud Ele
„In her playing […] every phrase is invested with deep thought and grave authority“ – Michael Church, Musics Lost and Found (2021)
Elshan Ghasimi (*1981 in Isfahan, Iran) ist Virtuosin der persischen Langhalslaute Tar und Setar und der klassischen persischen Kunstmusik, Komponistin, Performance-Künstlerin und Pädagogin. Sie arbeitet in Begegnungsräumen von Tradition und Moderne, West und Ost, Musik und anderen Kunstformen. Sprache, Musik, Körperlichkeit und dramatischer Ausdruck als Teil eines kulturellen Ganzen bilden die Grundlage ihres Schaffens, das sich auch den bildenden Künsten öffnet – wie in ihrem Alben-, Konzert- und Ausstellungszyklus Elies Miniatures, in dem sie nachgelassene Objekte musikalisch erfahrbar macht.
Ghasimis Zugang ist wesentlich durch die Tradition und Praxis des Radif geprägt, dem Repertoire der klassischen persischen Musik, das durch jahrelange Vertiefung und Verinnerlichung vermittelt wird. Sie interpretiert dieses Repertoire als erste Person seit vielen Jahrzehnten und als erste weibliche Musikerin überhaupt in einem groß dimensionierten Projekt neu.
Ihre musikalische Ausbildung begann im Alter von neun Jahren bei Majid Vasefi und Reza Vohdani, bevor sie ihre Studien am Teheraner Konservatorium für Musik bei Fariborz Azizi fortsetzte. Sie verfeinerte ihr Können weiter unter der Anleitung der renommierten Meister Houshang Zarif und Hossein Alizadeh. Mit 17 Jahren wurde sie das jüngste Mitglied des Iranian National Orchestra unter der Leitung von Farhad Fakhreddini, während sie ihre Studien an der Teheran University of Arts and Architecture fortsetzte. Während ihres Studiums vertiefte Ghasimi ihr Wissen über iranische Philosophie, Literatur und Poesie, den Radif, Improvisation sowie das Tar-Spiel bei Meistern wie Mohammad Reza Lotfi, Dariush Pirniakan und Dariush Talai. Die zweisprachig mit Farsi und Aserbaidschanisch aufgewachsene Musikerin ergänzte in Baku ihre Ausbildung um ein Studium der kaukasischen Tar und des Mugham, dem Repertoire der klassischen aserbaidschanischen Musik.
Seit 2016 lebt sie in Deutschland, wo sie als Solistin auftritt, komponiert und mit renommierten Ensembles wie Concerto Köln musiziert. Ihr Schaffen verbindet das persische musikalische Erbe mit verschiedenen Musikgenres, darunter zeitgenössische klassische Musik, Jazz, experimentelle Musik und Alte Musik.
© Stark & Shakupa
Die Reinterpretation des Radīf
Der Radīf (dt. Reihenfolge, Ordnung) ist das Repertoire der klassischen persischen Musik. Diese Sammlung von Melodien, die in zwölf modulare Systeme - die Dastgāhs und Avâz’ - gegliedert ist, wurde über Jahrtausende hinweg mündlich überliefert.
Der Fortbestand und die Lebendigkeit dieser Tradition hängt seit jeher wesentlich von ihrer Weitergabe von einer Generation zur nächsten ab. Seit den ersten Transkriptionen in westliche Notenschrift sowie den ersten Tonaufnahmen Mitte des 20. Jahrhunderts und verschärft durch die Revolution 1979 blieb eine tatsächliche Erneuerung des Repertoires jedoch aus.
Im Herbst 2022 (1401 im persischen Kalender) hat die iranische Komponistin und Virtuosin Elshan Ghasimi mit dem Dastgāh-e Shur das erste Kapitel ihrer Neuinterpretation des Radīf nach Mirza Abdollah im Bode-Museum in Berlin uraufgeführt. Seitdem teilt sie Ihre Reinterpretationen weltweit mit dem internationalen Publikum. Sie ist damit die erste weibliche Musikerin, die sich der systematischen Erneuerung dieser klassischen Tradition und Kulturerbes der Menschheit* widmet.
Elies Miniatures
Elies Miniatures ist der Name eines kollaborativen Langzeitprojektes und einer Reihe von Konzeptalben. In der 2018 begonnenen Serie verschmelzen Musik, bildende Kunst, Dichtung, Ausstellung und biographische Erzählung. Im Mittelpunkt der Unternehmung steht die poetisierende Erinnerung an Leben und Werk des 2016 verstorbenen Mystikers, Mathematikers und Poeten El Arbi Bouqdib.
Music for Cologne in Dastgāh-e Shur
Für die Kölner Philharmonie im Wallraf-Richartz-Museum
Über Brücken und Grenzen
Für westliche Musikerinnen bleibt die außereuropäische Kunstmusik, die durch Notation nur unzureichend darstellbar ist, ein Buch mit vielen Siegeln. Dieses aufzuschlüsseln und eine Brücke von Ost nach West zu konstruieren, ist ein Herzensanliegen Ghasimis. Als Mittlerin und Didaktikerin zwischen persischer und europäischer Musikkultur sucht sie nach neuen Räumen und Konzepten gemeinsamer Kommunikation. Denn es mag Sie überraschen, auch westliche Instrumente können klassische persische Musik spielen.
© Madeleine Brunnmeier
SHAHNAMEH (DUO Ghasimi & Püschel)
Das Schahnameh (dt. „Buch der Könige“) ist eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur und erzählt die Geschichte sowie die Entstehung der persischsprachigen Welt. Das Duo Elshan Ghasimi & Philipp Püschel bringt dieses Epos in die Gegenwart und verbindet dabei Jazz, freie Improvisation auf Tar und Trompete, Live-Elektronik sowie rezitierenden Gesang zu einem musikalischen Austausch, der die Jahrtausende und Kulturen miteinander vereint.
Ausgehend vom Radif, der klassischen persischen Kunstmusik, und inspiriert von den Texten des Autors Abū ʾl-Qāsim Firdausī (940–1020), nähert sich das Duo der östlichen Tradition aus einer zeitgenössischen Perspektive und verwebt diese mit heutigen musikalischen Ausdrucksformen.
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